Wenige Tage vor der Generalversammlung der UBS lenkt ein zivilgesellschaftliches Bündnis den Blick auf die Investitionspolitik der Schweizer Großbank in den Philippinen. Die UBS zählt zu den größten institutionellen Investoren des philippinischen Konzerns San Miguel. Dieser will die Kapazität seiner bestehenden Kohle- und Gaskraftwerke in dem Land stark ausbauen. Damit behindert er die Energiewende der Philippinen, die laut einer umfangreichen Studie riesige Potenziale für den Ausbau erneuerbarer Energien haben.[1]
Andere europäische Finanzinstitutionen wie die österreichische Erste Group und die Deutsche-Bank-Tochter DWS haben unter anderem aus Klimaschutzgründen ihre Geschäfte mit San Miguel beendet[2]. Die UBS hingegen hält Anleihen der Kraftwerkssparte San Miguel Global Power im Umfang von 16,3 Mio. US-Dollar. Damit liegt UBS in Europa auf Platz 2 und weltweit auf Platz 6 der größten institutionellen Investoren der San-Miguel-Kraftwerkssparte.
Die Investitionen fließen durch folgende aktiv gemanagte Fonds:
- UBS (Lux) Bond SICAV - Asian High Yield: 15,3 Mio. US-Dollar[3]
- UBS (Lux) Bond Fund – Asia Flexible (USD): 1 Mio. US-Dollar[4]
Proteste zur UBS-Generalversammlung am Donnerstag, 10. April, in Luzern:
Bei der Generalversammlung der UBS diesen Donnerstag, 10. April, in der Messe Luzern wird eine philippinische Delegation anwesend sein und auf die Dringlichkeit ihres Anliegens hinweisen. Der Auftritt der Delegation wird begleitet von einer bewilligten Fotoaktion, bei der Aktivist:innen beim Eingang der Generalversammlung große Ausstellungs-Fotografien ausrollen. Die Bilder zeigen die einzigartige Artenvielfalt der philippinischen Meeresstraße „Verde Island Passage“ (VIP) und deren Bedrohung durch die Flüssigerdgas-Geschäfte von San Miguel. Die Foto-Aktion startet um 09.00 Uhr bei der Messe, Horwerstraße 87, 6005 Luzern. Journalist:innen sind herzlich eingeladen, die Aktion zu begleiten. Fotos werden zeitnah via Medienmitteilung zur Verfügung gestellt.
Johanna Frühwald, Finanz-Campaignerin bei urgewald, sagt: „Während andere europäische Investoren bei San Miguel die Reißleine gezogen haben, hält die UBS an ihren schmutzigen Geldanlagen fest. Somit stützt Geld aus der Schweiz einen Konzern, der sein Land mit neuen Kraftwerken in fossiler Abhängigkeit hält. Die UBS investiert ausschließlich in Anleihen des Konzerns und hat daher kein Mitspracherecht bei dessen Strategie. Die gängige Behauptung, als ‚kritischer‘ Investor zur Dekarbonisierung fossiler Unternehmen beizutragen, ist in diesem Fall reine Augenwischerei."
Asti Roesle, zuständig für „Finanzsektor und Klima“ bei der Klima-Allianz Schweiz, sagt:„Die aktuelle politische Debatte in der Schweiz macht deutlich: Wir brauchen dringend eine starke, zukunftsgerichtete Regulierung des Finanzsektors. Die UBS sträubt sich dagegen wegen kurzfristiger Profitstrategien. Aber solange Investitionen in den Ausbau fossiler Energieträger unkontrolliert bleiben, schüren wir nicht nur den Umwelt- und Klimakollaps, sondern gefährden auch die langfristige Finanzstabilität.“
Pater Edwin Gariguez, Träger des renommierten Goldman-Umweltpreises und Vorstandsmitglied der philippinischen NGO Center for Energy, Ecology, and Development (CEED), sagt: „Die Überschreitung des 1,5°C-Limits bedroht das Überleben der philippinischen Bevölkerung und anderer stark vom Klimawandel betroffener Gesellschaften weltweit. Anstatt sich den Klima- und Energiezielen des Landes zu verpflichten, halten Unternehmen wie San Miguel das Land in der Abhängigkeit von schmutzigen, tödlichen und teuren fossilen Brennstoffen. Dies geht auf Kosten der Lebensgrundlagen und der biologischen Vielfalt in den Philippinen. Besonders betroffen von diesen Geschäften ist die Verde Island Passage, unser ‚Amazonas der Ozeane‘. Die Lebensader unseres Planeten ist bedroht und an der Spitze dieser Angriffe stehen fossile Unternehmen, die von der finanziellen Unterstützung internationaler Banken profitieren. Wir fordern die UBS auf, alle Verbindungen zu diesem schmutzigen Geschäft zu kappen.“
Hintergrund:
Mit ihren Investitionen fördert die UBS ein Unternehmen, das zwar auch kleinere Projekte für erneuerbare Energien hat, gleichzeitig aber bei der fossilen Expansion in den Philippinen eine zentrale Rolle spielt. San Miguel betreibt aktuell mehr als jedes fünfte Gaskraftwerk im Land – acht von insgesamt 35 – und plant acht weitere, alleine oder mit Unternehmenspartnern. Gemessen an der Stromerzeugungskapazität ist das Unternehmen für mehr als ein Drittel der Gaskraftwerksexpansion in den Philippinen verantwortlich. Besonders gravierend sind die Pläne für zwei neue Gaskraftwerke entlang der schützenswerten Verde Island Passage (VIP), einer Meeresstraße, die für ihren einzigartigen marinen Artenreichtum bekannt ist. Die dortigen Kraftwerke sollen mit Flüssigerdgas (LNG) betrieben werden, was auch den Bau zahlreicher LNG-Terminals an der Küste befeuert.
LNG ist wegen des hohen Energieaufwands für Verflüssigung und Regasifizierung sowie Methanlecks entlang der Transportrouten ein sehr klimaschädlicher Brennstoff. Der LNG-Boom droht die Klimaüberhitzung in einem Land zu verschärfen, das bereits heute unter immer häufigeren schweren Stürmen und Überschwemmungen leidet. Ende 2024 verwüstete eine ungewöhnlich heftige Serie von sechs Zyklonen große Teile des Landes.[5] Infolge der Stürme kam es zu Massenfluchten und 174 Menschen starben.[6] Diese Entwicklung brachte den Philippinen den traurigen Spitzenplatz im aktuellen Weltrisikoindex ein.[7]
Die fossilen Geschäfte von San Miguel belasten Menschen und Umwelt gleichermaßen. In jüngerer Zeit sanken zwei Öltanker in philippinischen Gewässern, beide laut Medienberichten von einem San-Miguel-Tochterunternehmen gechartert. In der Folge verpesteten Ölkatastrophen Gewässer und Küsten.[8]
_____________
[1] Vgl. Climate Analytics, A 1.5°C future is possible: getting fossil fuels out of the Philippine power sector (15.11.2023): https://climateanalytics.org/publications/a-15c-future-is-possible-getting-fossil-fuels-out-of-the-philippine-power-sector
[2] Die Deutsche-Bank-Tochter DWS erklärte im Juni 2023, sie habe sich von ihren San-Miguel-Beteiligungen getrennt. Anfang 2024 erklärte die österreichische Erste Bank gegenüber NGO-Vertreter:innen, sie habe ihre SMC-Anteile verkauft.
[3] Vgl. UBS Halbjahresbericht 2024 - https://documents.fww.info/fwwdok_Lqm5itl4nY.pdf
[4] Vgl. UBS Halbjahresbericht 2024 - https://documents.fww.info/fwwdok_KgxZ2ndyZq.pdf
[5] Vgl. World Weather Attribution, Climate change supercharged late typhoon season in the Philippines, highlighting the need for resilience to consecutive events (12.12.2024): https://www.worldweatherattribution.org/climate-change-supercharged-late-typhoon-season-in-the-philippines-highlighting-the-need-for-resilience-to-consecutive-events/
[6] Vgl. ReliefWeb, WFP Philippines - 2024 Typhoon Season, Situation Report #6 (16. Dezember 2024): https://reliefweb.int/report/philippines/wfp-philippines-2024-typhoon-season-situation-report-6-16-december-2024
[7] Vgl. WeltRisikoBericht 2024, S. 54: https://www.welthungerhilfe.de/fileadmin/pictures/publications/de/studies-analysis/weltrisikobericht-2024.pdf