RWE: Bald „too big to fail“?

Pressemitteilung
Essen 24.04.2018

Neues Briefing vor der RWE-Hauptversammlung

Während andere Energieversorger planen, ihre Kunden künftig auch ohne Kohleverbrennung mit Strom zu beliefern, hält RWE unbeirrt an der klimaschädlichen Kohle fest. Zwei Tage vor der RWE-Hauptversammlung zeigt urgewald im neuen Briefing „RWE: Der Anfang vom Ende“, welche Gefahren diese Geschäftsstrategie für die Gesellschaft birgt. Partner-Gruppen übergeben das Briefing vor der Hauptversammlung an RWE-beteiligte Kommunen, Kreise und Verbände, unter anderem an Verantwortliche in Köln, Düsseldorf und Dortmund.

Der jüngste Deal mit E.ON führt zwar auf dem Papier zu einem Anstieg der Erneuerbaren-Kapazitäten auf knapp 20 Prozent bei RWE, jedoch bedeutet er keinen Strategiewechsel. RWE zeigt großes Interesse am Zukauf von Kohlekraftwerken der Konkurrenten EnBW, Uniper und Engie. Auch am Braunkohle-Neubauprojekt BoAplus hält der Konzern fest.

Katrin Ganswindt, die Autorin der Analyse, sagt: „Konzernchef Rolf Martin Schmitz scheint darauf zu spekulieren, am Ende vom Staat ‚gerettet‘ zu werden. Deutschland hat sich zu den Zielen des Pariser Klimaabkommens bekannt. Es ist nicht die Frage ob, sondern wann der Kohleausstieg kommt. Angesichts dessen kann es dem Konzern nicht gelingen, Kohle dauerhaft als gewinnbringenden Energieträger zu etablieren.“ Stattdessen solle RWE seine nur noch kurzfristig lukrativen Kohlekraftwerke konsequent zurückfahren und den Anteil der Erneuerbaren sowie die Rücklagen für die „Ewigkeitskosten“ stark ausbauen. 

Das Briefing zeigt auch: Wegen der finanziellen Risiken und der Klimagefahren haben neben mehreren Kommunen auch Finanzkonzerne wie Allianz, AXA, ING, ABN Amro und die Commerzbank RWE bereits aus ihrem Portfolio ausgesondert oder dies angekündigt. „Auch weitere Großbanken und sogar die französische Zentralbank verabschieden sich inzwischen mit ähnlichen Richtlinien von der Kohle. Für Unternehmen wie RWE dürfte es in Zukunft schwieriger werden an Geld zu kommen“, so Ganswindt.

RWE ignoriert aber nicht nur den Klimaschutz, auch die Vorwürfe gegen die Kohlelieferanten Drummond und Prodeco lassen das Unternehmen kalt. Diesen wird die jahrelange Finanzierung und Unterstützung von Todesschwadronen in Kolumbien vorgeworfen. RWE kennt diese Vorwürfe seit langem. Doch statt Verantwortung für die eigene Lieferkette zu übernehmen, versucht der Konzern das Problem auszusitzen. Die „Better Coal Initiative“, die RWE als Lösung präsentiert, hat sich seit der Gründung im Jahr 2012 noch nie ernsthaft mit der Frage beschäftigt.

Urgewald-Experte Sebastian Rötters kommentiert: „Während mehrere europäische Energieversorger die Vorwürfe ernst nehmen und die Lieferanten unter Druck setzen, rechnet RWE die eigene Verantwortung systematisch klein. Gerade der Konzern, der sonst so gern vor Kraft kaum Laufen kann, präsentiert sich hier wie die drei Äffchen, die nichts sehen, nichts hören und nichts sagen wollen. Für nötige Konsequenzen fehlt offenbar der Mut.“

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