Alternativer Nobelpreisträger 2021 Vladimir Slivyak: Gemeinsam mit Partnern gegen Kohle und Atomenergie in Deutschland

Pressemitteilung
Sassenberg, Münster, Köln 01.12.2021

Heute Abend erhält Vladimir Slivyak von der russischen NGO Ecodefense den Alternativen Nobelpreis 2021 der Right Livelihood Foundation in Stockholm. Damit würdigt die Stiftung seinen „langjährigen Einsatz für den Umweltschutz und die Stärkung des zivilen Widerstands gegen die Kohle- und Atomindustrie in Russland“. [1]

Als enge Partner gratulieren die deutschen Organisationen urgewald, das Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen, der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre und die Initiative RWE-Tribunal Vladimir Slivyak herzlich zu dieser Auszeichnung und unterstreichen seine bedeutende Rolle in der gemeinsamen Kampagnenarbeit zu deutschen Konzernen und Banken.

Katrin Ganswindt von urgewald: „Deutschland ist einer der größten Abnehmer russischer Steinkohle. [2] Verfeuert wird die Kohle u.a. in den Kraftwerken von Uniper und EnBW. Vladimir Slivyak kritisiert gemeinsam mit uns seit Jahren deutsche Konzerne und die hinter ihnen stehenden Finanzinstitute. Wir werfen ihnen eine Mitschuld an der Zerstörung der Umwelt und der Gesundheit der Bewohner*innen in den Kohleabbaugebieten Russlands vor.“ Sie fügt aus aktuellem Anlass hinzu: „Unter anderem im Kuzbass in Sibirien werden Menschenrechte und Umweltschutzvorgaben von den dort operierenden Unternehmen regelmäßig missachtet. Das furchtbare Grubenunglück in einer von der Firma SDS-Ugol betriebenen Mine ist leider ein sehr aktuelles Beispiel dafür, wie Profit vor Menschenleben geht. [3; 4] Es zeigt auch, wie eine ‚Better Coal Initiative‘ [5], zu der auch deutsche Steinkohleimporteure gehören, keine Verbesserungen in Ländern wie Russland bringt. Dies kritisieren wir gemeinsam mit Vladimir Slivyak seit Jahren, genauso wie die Tatsache, dass russische Kohlefirmen auch von deutschen Finanzinstituten weiter begleitet werden, wie kürzlich erneut JSC SUEK von der Commerzbank. [6] Mit der Auszeichnung von Vladimir Slivyak setzt der Alternative Nobelpreis auch ein Zeichen für das dringende Ende der Kohle-Ära, um das weltweite Klima zu schützen.“

Matthias Eickhoff vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen: 
„Seit nunmehr 15 Jahren fordern Vladimir Slivyak und Ecodefense mit einer bewundernswerten Beharrlichkeit und großem Engagement ein Ende der Uranmüllexporte von der Urananreicherungsanlage Gronau nach Russland sowie ein Ende der Kohleimporte aus Russland für deutsche Steinkohle-Kraftwerke. Auch eine Kooperation zwischen dem Lingener Brennelemente-hersteller Framatome und dem russischen Atomkonzern Rosatom wird zu Recht abgelehnt. Die neue Bundesregierung muss endlich auf die russische Umweltbewegung hören und die deutschen Atom- und auch Kohle-Kooperationen mit Russland beenden. Wir gratulieren Vladimir Slivyak und Ecodefense zu der internationalen Würdigung durch den Right Livelihood Award."

„Seit vielen Jahren äußert Vladimir Slivyak seine Kritik auch auf deutschen Hauptversammlungen von RWE und E.ON“, so Markus Dufner vom Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. „Es macht einen Unterschied aus, wenn jemand aus dem Land, in das deutsche Konzerne ihre Risiken, Klima- und Umweltschäden auslagern, direkt zum Vorstand und den Aktionär*innen spricht. Wir hoffen, dass Vladimir Slivyak seine Arbeit für Ecodefense auch bald wieder in Russland fortsetzen darf.“

Notizen:

[1] https://rightlivelihood.org/de/the-change-makers/find-a-laureate/wladimir-sliwjak/

[2] 2020 kam Deutschland auf 14,4 Mio. Tonnen. Insgesamt gehen 43 Prozent der Steinkohle aus Russland nach Europa. Fast 8 Prozent der russischen Steinkohleexporte gingen 2020 nach Deutschland. Quelle: https://www.kohlenimporteure.de/publikationen/jahresbericht-2021.html?file=files/user_upload/jahresberichte/Jahresbericht_2021.pdf 
(S. 118, Tabelle 9)

[3] In der Mine wurde laut Presseberichten das Warnsystem für Methan in der Luft manipuliert. Über 50 Arbeiter und Retter starben bei der Methanexplosion. https://www.reuters.com/markets/commodities/russia-arrests-safety-inspectors-after-deadly-siberian-mining-disaster-2021-11-26/

[4] SDS-Ugol produzierte 2020 20,2 Millionen Tonnen Kohle und will die Produktion bis 2035 nahezu verdoppeln auf 38,8 Millionen Tonnen Kohle pro Jahr. www.coalexit.org

[5] U.a. Steinkohleimporteure aus Deutschland hatten sich in der Better Coal Initiative zusammengeschlossen mit dem Ziel, die Bedingungen um den Kohleabbau zu verbessern. urgewald hat in der Vergangenheit immer wieder kritisiert, dass die von Better Coal durchgeführten freiwilligen Minenaudits keine nachweislichen Verbesserungen in Ländern wie Kolumbien und Russland gebracht haben. Auch eine Tochter von SDS-Ugol, Siberian Business Union Coal, ist Teil der Initiative. https://bettercoal.org/producer/siberian-business-union-coal/ 

[6] https://urgewald.org/medien/commerzbank-partie-anleihe-russlands-groesstem-kohleunternehmen 

 

Anmerkung:

Vladimir Slivyak befindet sich derzeit und voraussichtlich für mehrere Monate in Deutschland. urgewald hatte dem Aktivisten über die Elisabeth-Selbert-Initiative des Instituts für Auslandsbeziehungen [4], ein Schutzprogramm für Menschenrechtsverteidiger*innen, zu einem Stipendium verholfen. Wie auch seine Kollegin Alexandra Korolewa ist Vladimir Slivyak seit Jahren Repressalien seitens des russischen Staates ausgesetzt. Der Druck gegen ihn war kurz vor der Parlamentswahl noch einmal deutlich erhöht worden.

 

Kontakte:
Stefanie Jellestad | Pressesprecherin urgewald
030 8632 922-60, stefanie.jellestad@urgewald.org 

Matthias Eickhoff | Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen
0176 646 990 23, info@sofa-ms.de

Markus Dufner | Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre
0221 599 56 47, dachverband@kritischeaktionaere.de