Die Aussichten für Guyana, sich mit Hilfe des Öls aus der Tiefsee der Armut zu entledigen, sinken. Berechnungen zeigen, dass sich das südamerikanische Land auf ein riskantes Finanz-Abenteuer eingelassen hat. Dieses wächst sich ökonomisch wie ökologisch zu einem Desaster aus.
Machenschaften der Weltbank in einer Dokumentation offengelegt
Urgewald ist seit über einem Jahr dabei, die Weltbank-Gruppe zu kritisieren, weil diese Guyana nicht in Richtung mehr Erneuerbare Energien berät, sondern dazu beiträgt, das Land in den Öl- und in einen Schuldensumpf zu führen. Wir fordern, dass sich die Anteilseigner wie Deutschland nicht mehr länger auf der Nase herumtanzen lassen. Es muss endlich der Schlussstrich gegenüber Kohle, Öl und Gas von Seiten der Weltbank gezogen werden. Auch deshalb hatten wir einen Weltbank-Aktionstag am 16. Oktober durchgeführt, der all Zeitzonen umfasste, und an dem wir die Dokumentation "Carbon Bomb" veröffentlichten. Beratungen und Assistenzen durch öffentliche Entwicklungsbanken müssen die Klimakatastrophe verhindern helfen und nicht selbst zum Faktor der Krise werden.
Öl kommt Guyana teuer zu stehen
Wir haben mit unserer Guyana-Kampagne die Warnungen der Expertin Melinda Janki zu dem miesen Deal mit Exxon, Hess und CNOOC aufgegriffen. Die Befürchtungen wurden Ende Oktober durch das Institut für Energiewirtschaft und Finanzanalyse, IEEFA, bestätigt. Dieses renommierte Institut untersucht Fragen im Zusammenhang mit Energiemärkten, Trends und Politiken. Die Studie der Energieagentur kommt zu dem Schluss, dass Guyana für die nächsten fünf Jahre Bargeldverluste erleiden wird. Auch muss sich das Land erst einmal 482 Millionen US-Dollar borgen, um die jährlichen Ausgaben zu finanzieren. Denn die Einnahmen aus den Öl- und Gasreserven sind seit der Corona-Pandemie volatil und zu niedrig, um die Kosten in den Jahren 2021, 2022, 2023 zu decken. Verheerend ist auch, dass Guyana am Ende sogar Schulden bei Exxon, Hess und CNOOC haben wird. Das Land muss geschätzte 20 Milliarden US-Dollar zur Begleichung der Entwicklungskosten für die Ölfelder aufbringen. Entsetzlicherweise hat die damalige Regierung diesem Deal aus freien Stücken zugestimmt und alle Warnungen in den Wind geschlagen.
Exxon leugnet die Realität – und bezahlt den Preis
Dabei befindet sich der einstige US-Ölgigant Exxon selbst im tiefen Fall. Das Unternehmen, das einst die Spitze des Dow Jones anführte, wurde Ende August 2020 nach 92 Jahren aus dem Börsen-Index vertrieben. Die Aktien sind im Sinken begriffen. Exxon musste Anfang Dezember 2020 den größten Abschreibungsverlust von bis zu 16,8 Milliarden Euro im Gasgeschäft in der Geschichte der Ölindustrie verkünden. Laut Gerüchten könnte ExxonMobil selbst ein Kandidat für eine feindliche Übernahme, z.B. durch Chevron, werden. Die Gründe für all dies liegen in der eingefahrenen Haltung des Konzerns, der sich kein Stück auf eine Zukunft ohne fossile Energien, geschweige denn auf einen Ausstieg vorbereitet hat.
Wir verfolgen diese Situation aufmerksam und machen uns bereit, weitere Kampagnen gegen die Ölindustrie vorzubereiten. Denn getreu unserem Motto „Follow the Money“ wollen wir Banken, Versicherungen und andere Investoren davon überzeugen, ihr Geld aus Exxon abzuziehen. Jede weitere Investition für die Erschließung weiterer Ölfelder führt zum finanziellen Schaden von Guyana. Die desaströsen Folgen für das Klima, für den Meeresspiegelanstieg, für die Tier- und Pflanzenwelt und die Vernichtung der Lebensgrundlagen müssen ebenfalls in die Berechnung aufgenommen werden. Und nicht nur Guyana hat unter den Unternehmungen Exxons unmittelbar zu leiden. Der Ölkonzern ist an fünf weiteren Megaprojekten in der ganzen Welt beteiligt.