Zum Anlass der UBS-Generalversammlung protestiert heute ein Bündnis aus Klima- und Menschenrechtsorganisationen vor dem Tagungsort, der Messe Luzern. Beteiligt sind: Klimastreik Zentralschweiz, urgewald, Protect-VIP-Network, das Kollektiv BreakFree Schweiz und die Klima-Allianz Schweiz. Die Aktivist:innen eröffneten beim Eingang der Generalversammlung eine Ausstellung mit Bildern der einzigartigen Artenvielfalt der philippinischen Meeresstraße „Verde Island Passage”. Sie ist durch die Pläne für zwei neue Gaskraftwerke des Unternehmens San Miguel bedroht. Aktuelle Finanzrecherchen zeigen: Während andere europäische Finanzinstitutionen ihre Geschäfte mit San Miguel beendet haben, ist die UBS einer der weltweit größten Investoren der San-Miguel-Kraftwerkssparte und liegt in Europa sogar auf Platz zwei.
Expert:innen von urgewald und des Protect-VIP-Networks werden die UBS-Spitze bei der Generalversammlung zur Rede stellen. Sie stehen für Interviews zur Verfügung.
Fotos der Protestaktion zum Download:
https://www.flickr.com/photos/klima-allianz-ch/54442620769/in/album-72177720324972505
Der Fall San Miguel zeigt den Nachholbedarf der UBS im Bereich Klima- und Biodiversität exemplarisch auf. So hat die UBS laut ihrem neuesten Nachhaltigkeitsbericht weder strikte Ausstiegsrichtlinien für Kohle noch für weitere fossile Brennstoffe eingeführt. Auch klare Richtlinien gegen die Abholzung von Wäldern fehlen. Sie verzögert bisherige Netto-Null-Prozesse und strich ihre bisherigen Ziele für Diversität, Gleichstellung und Inklusion.[1]
Zitate
Johanna Frühwald, Finanz-Campaignerin bei urgewald, sagt: „Während andere europäische Investoren bei San Miguel die Reißleine gezogen haben, hält die UBS an ihren schmutzigen Geldanlagen fest. Somit stützt Geld aus der Schweiz einen Konzern, der sein Land mit neuen Kraftwerken in fossiler Abhängigkeit hält. Die UBS investiert ausschließlich in Anleihen des Konzerns und hat daher kein Mitspracherecht bei dessen Strategie. Die gängige Behauptung, als ‚kritischer‘ Investor zur Dekarbonisierung fossiler Unternehmen beizutragen, ist in diesem Fall reine Augenwischerei."
Nicole Gisler, Zuständige Finanzplatz-Netzwerk bei der Klima-Allianz Schweiz, sagt: „Die UBS hat weder einen robusten Transitionsplan noch ambitiöse Klima- und Biodiversitätsschutzziele. Eine Weiterführung der Investitionen in den Ausbau fossiler Energieträger schürt nicht nur den Umwelt- und Klimakollaps, sondern gefährdet auch die langfristige Finanzstabilität. Das Beispiel der UBS zeigt auf: Wir brauchen dringend eine starke, zukunftsgerichtete Regulierung des Finanzsektors.”
Pater Edwin Gariguez, Träger des renommierten Goldman-Umweltpreises und Vorstandsmitglied der philippinischen NGO Center for Energy, Ecology, and Development (CEED), sagt: „Die Überschreitung des 1,5°C-Limits bedroht das Überleben der philippinischen Bevölkerung und anderer stark vom Klimawandel betroffener Gesellschaften weltweit. Anstatt sich den Klima- und Energiezielen des Landes zu verpflichten, halten Unternehmen wie San Miguel das Land in der Abhängigkeit von schmutzigen, tödlichen und teuren fossilen Brennstoffen. Dies geht auf Kosten der Lebensgrundlagen und der biologischen Vielfalt in den Philippinen. Besonders betroffen von diesen Geschäften ist die Verde Island Passage, unser ‚Amazonas der Ozeane‘. Die Lebensader unseres Planeten ist bedroht und an der Spitze dieser Angriffe stehen fossile Unternehmen, die von der finanziellen Unterstützung internationaler Banken profitieren. Wir fordern die UBS auf, alle Verbindungen zu diesem schmutzigen Geschäft zu kappen.“
Hintergrund:
Die UBS zählt zu den größten institutionellen Investoren des philippinischen Konzerns San Miguel. Dieser will die Kapazität seiner bestehenden Kohle- und Gaskraftwerke in dem Land stark ausbauen. Damit bedroht er das einzigartige Ökosystem der “Verde Island Passage (VIP)” und behindert zudem die Energiewende der Philippinen, die laut einer umfangreichen Studie riesige Potenziale für den Ausbau erneuerbarer Energien haben.[2]
Die Investitionen fließen durch folgende aktiv gemanagte Fonds:
- UBS (Lux) Bond SICAV - Asian High Yield: 15,3 Mio. US-Dollar[3]
- UBS (Lux) Bond Fund – Asia Flexible (USD): 1 Mio. US-Dollar[4]
Andere europäische Finanzinstitutionen wie die österreichische Erste Group und die Deutsche-Bank-Tochter DWS haben unter anderem aus Klimaschutzgründen ihre Geschäfte mit San Miguel beendet[5]. Die UBS hingegen hält Anleihen der Kraftwerkssparte San Miguel Global Power im Umfang von 16,3 Mio. US-Dollar. Damit liegt UBS in Europa auf Platz 2 und weltweit auf Platz 6 der größten institutionellen Investoren der San-Miguel-Kraftwerkssparte.
Mit ihren Investitionen fördert die UBS ein Unternehmen, das zwar auch kleinere Projekte für erneuerbare Energien hat, gleichzeitig aber bei der fossilen Expansion in den Philippinen eine zentrale Rolle spielt. San Miguel betreibt aktuell mehr als jedes fünfte Gaskraftwerk im Land – acht von insgesamt 35 – und plant acht weitere, alleine oder mit Unternehmenspartnern. Gemessen an der Stromerzeugungskapazität ist das Unternehmen für mehr als ein Drittel der Gaskraftwerksexpansion in den Philippinen verantwortlich. Besonders gravierend sind die Pläne für zwei neue Gaskraftwerke entlang der schützenswerten Verde Island Passage (VIP), einer Meeresstraße, die für ihren einzigartigen marinen Artenreichtum bekannt ist. Die dortigen Kraftwerke sollen mit Flüssigerdgas (LNG) betrieben werden, was auch den Bau zahlreicher LNG-Terminals an der Küste befeuert.
LNG ist wegen des hohen Energieaufwands für Verflüssigung und Regasifizierung sowie Methanlecks entlang der Transportrouten ein sehr klimaschädlicher Brennstoff. Der LNG-Boom droht die Klimaüberhitzung in einem Land zu verschärfen, das bereits heute unter immer häufigeren schweren Stürmen und Überschwemmungen leidet. Ende 2024 verwüstete eine ungewöhnlich heftige Serie von sechs Zyklonen große Teile des Landes.[6] Infolge der Stürme kam es zu Massenfluchten und 174 Menschen starben.[7] Diese Entwicklung brachte den Philippinen den traurigen Spitzenplatz im aktuellen Weltrisikoindex ein.[8]
Die fossilen Geschäfte von San Miguel belasten Menschen und Umwelt gleichermaßen. In jüngerer Zeit sanken zwei Öltanker in philippinischen Gewässern, beide laut Medienberichten von einem San-Miguel-Tochterunternehmen gechartert. In der Folge verpesteten Ölkatastrophen Gewässer und Küsten.[9]
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[1] Vgl. UBS Nachhaltigkeits-Report 2024 - https://www.ubs.com/global/en/sustainability-impact/sustainability-reporting.html#tab-867172621 sowie https://www.tippinpoint.ch/artikel/77955/ubs_streicht_diversity_und_inclusion_aus_dem_geschaeftsbericht.html.
[2] Vgl. Climate Analytics, A 1.5°C future is possible: getting fossil fuels out of the Philippine power sector (15.11.2023): https://climateanalytics.org/publications/a-15c-future-is-possible-getting-fossil-fuels-out-of-the-philippine-power-sector
[3] Vgl. UBS Halbjahresbericht 2024 - https://documents.fww.info/fwwdok_Lqm5itl4nY.pdf
[4] Vgl. UBS Halbjahresbericht 2024 - https://documents.fww.info/fwwdok_KgxZ2ndyZq.pdf
[5] Die Deutsche-Bank-Tochter DWS erklärte im Juni 2023, sie habe sich von ihren San-Miguel-Beteiligungen getrennt. Anfang 2024 erklärte die österreichische Erste Bank gegenüber NGO-Vertreter:innen, sie habe ihre SMC-Anteile verkauft.
[6] Vgl. World Weather Attribution, Climate change supercharged late typhoon season in the Philippines, highlighting the need for resilience to consecutive events (12.12.2024): https://www.worldweatherattribution.org/climate-change-supercharged-late-typhoon-season-in-the-philippines-highlighting-the-need-for-resilience-to-consecutive-events/
[7] Vgl. ReliefWeb, WFP Philippines - 2024 Typhoon Season, Situation Report #6 (16. Dezember 2024): https://reliefweb.int/report/philippines/wfp-philippines-2024-typhoon-season-situation-report-6-16-december-2024
[8] Vgl. WeltRisikoBericht 2024, S. 54: https://www.welthungerhilfe.de/fileadmin/pictures/publications/de/studies-analysis/weltrisikobericht-2024.pdf