Kurz vor der Hauptversammlung von TotalEnergies am Freitag beleuchtet urgewald in einem neuen Bericht die fossile Wachstumsstrategie des französischen Öl- und Gaskonzerns. Kernergebnis: Der größte Öl- und Gasförderer der EU bleibt auf fossilem Expansionskurs und hat keine ernstzunehmenden Langfristziele zur CO2-Reduktion.
TotalEnergies hat im Durchschnitt der Jahre 2021 bis 2023 pro Jahr fast 1 Milliarde US-Dollar für die Suche nach neuen Öl- und Gasressourcen ausgegeben. Mehr als die Hälfte der kurzfristigen Expansionspläne des Konzerns überschreiten das Netto-Null-Szenario der Internationalen Energieagentur (IEA), in dem sie einen Pfad zur Einhaltung der 1,5 Grad-Grenze beschreibt. Während die Klimakrise ein schnelles Zurückfahren fossiler Aktivitäten dringend nötig macht, möchte der Konzern seine Öl- und Gasproduktion im Zeitraum 2023 bis 2028 um jährlich zwei bis drei Prozent steigern.
Damit verschärft TotalEnergies die Klimakrise und gefährdet Umwelt und Menschenrechte: Im Vergleich zu Wettbewerbern treibt der Konzern in den meisten Ländern weltweit (53) neue Öl- und Gasprojekte voran, darunter LNG-Projekte in Mosambik – in einer von bewaffneten Konflikten belasteten Region – oder in Papua-Neuguinea.
Finanziell unterstützt wird TotalEnergies von Banken wie BNP Paribas, Crédit Agricole oder Deutsche Bank, welche zur Top-10 der wichtigsten Geldgeber im Zeitraum 2019-2023 gehören. Zu den zehn größten Investoren von TotalEnergies gehören BlackRock, Vanguard und erneut auch die Deutsche Bank (Stand: 13. März 2024). Neben der Deutschen Bank sind die fünf größten deutschen Investoren Union Investment, Deka, Allianz und die Landesbank Baden-Württemberg.
Sonja Meister, Energie-Campaignerin und Hauptautorin des Berichts, kommentiert:
„Die Antwort von TotalEnergies auf die Klimakrise heißt: Fossile, Fossile, Fossile – und ein bisschen Erneuerbare. Obwohl der Konzern milliardenschwere Gewinne macht, steckt er vergleichsweise geringe Summen in Wind und Solar. TotalEnergies versucht Banken und Investoren mit einem grünen Märchen zu umgarnen, bestehend aus halbseidenen Klimazielen, klimaschädlichem Flüssigerdgas und fragwürdiger CO2-Endlagerung. Sein rücksichtloser Expansionskurs birgt große Gefahren auch für die Geldgeber. Hochriskante LNG-Projekte wie in Mosambik oder Papua-Neuguinea können schnell zu finanziellen Fallen werden.“