Einen Tag vor der Hauptversammlung des Rückversicherers Munich Re weist urgewald gemeinsam mit dem US-Umweltschutzaktivisten John Beard auf klimaschädliche Versicherungsgeschäfte des Konzerns hin. Gemeinsam fordern sie den Konzern auf, seine neue Klimastrategie zu nutzen, um erstmals auch fossile Infrastruktur von Versicherung auszuschließen.
Die US-Klimaschutzorganisation Rainforest Action Network hat über Informationsfreiheitsanfragen Versicherungszertifikate erhalten, die belegen, dass Munich Re über ihre Tochtergesellschaft Great Lakes Insurance an der Versicherung der Exportterminals für Flüssigerdgas (LNG) Calcasieu Pass LNG und Cameron LNG an der US-Golfküste beteiligt ist.[1] Bei beiden Terminals planen die Betreiber Erweiterungen.
Neben den massiven Umweltfolgen durch das in den USA verbreitete Fracking verursacht das in den Terminals verarbeitete LNG massive CO2- und Methanemissionen in der Lieferkette. Außerdem verschärfen die Terminals den an der US-Golfküste vorherrschenden Umweltrassismus, da in den Gemeinden vor Ort zum Großteil Indigene, Schwarze und People of Color leben. Zusammen mit petrochemischen Anlagen verschlechtern die LNG-Terminals die dortige Luftqualität und steigern so das Risiko für Asthma, Herzkreislauferkrankungen und bestimmte Krebsarten.[2]
John Beard, ehemaliger Raffineriearbeiter aus Port Arthur im US-Bundesstaat Texas und Vorsitzender des Port Arthur Community Action Network, sagt: „Die gesundheitliche Belastung macht das Leben der Menschen in Gemeinden mit LNG-Terminals zur Hölle. In einer solchen Situation haben wir keine andere Wahl, als zu kämpfen. Wir weigern uns, für fossile Geschäfte geopfert zu werden.“
Regine Richter, Energie-Expertin bei urgewald, ergänzt: „Munich Re hat in den vergangenen Jahren deutliche Fortschritte bei der Reduzierung der CO2-Emissionen in seinem Geschäft erreicht. Vor allem Versicherungsgeschäfte und Investitionen in den Sektoren Kohle sowie Öl- und Gasförderung hat der Rückversicherer zunehmend aussortiert. Schließlich wissen die Konzern-Verantwortlichen, dass fossile Expansion die klimabedingten Schadenssummen für Versicherer in ungeahnte Höhen treibt. Umso erstaunlicher ist es, dass Munich Re weiterhin ungeniert fossile Infrastruktur wie LNG-Terminals absichert, die Teil des fossilen Teufelskreises sind. Diese Geschäfte muss Munich Re stoppen und bestehende Lücken in den eigenen Klimarichtlinien schließen.“
Hintergrund:
Munich Re hat sich im Rahmen einer „Group Ambition 2025“ CO2-Reduktionsziele in seinem Geschäft gesetzt, die im Bereich der „versicherten Emissionen“ im Sektor Öl- und Gas-Upstream sogar übererfüllt wurden.[3] Während dies wichtige Fortschritte für das Klima sind, gibt es nach wie vor große Lücken in der konzerneigenen Klimastrategie, die er im Rahmen seiner aktuell entwickelten neuen Klimaziele schließen muss. So müssen im Gasbereich künftig auch die Sektoren Midstream undDownstream erfasst werden – also etwa LNG-Terminals, Raffinerien oder Gaskraftwerke. Außerdem müssen die bestehenden Ausschlüsse im Kohlebereich künftig auch berücksichtigen, ob Unternehmen noch expandieren wollen. Solche Firmen sind weder investier- noch versicherbar.
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