Hannover Re: Lob für Kohle-Ausschluss, Kritik für Schlupflöcher

Pressemitteilung
Hannover 08.05.2019

Hauptversammlung

Die vor Kurzem angekündigte Begrenzung von Kohlegeschäften bei Hannover Re ist ein lobenswerter Fortschritt für den Klimaschutz, lässt aber weiter in großem Umfang die Rückversicherung von Kohle zu. Auf der heutigen Hauptversammlung des weltweit viertgrößten Rückversicherers wird urgewald mehr Klarheit über die Auslegung der neuen Richtlinie einfordern.

Mitte April gab der Konzern bekannt, erstmals auch im Versicherungsbereich Kohlegeschäfte einzuschränken. Regine Richter, Energie-Campaignerin bei urgewald, sagt: „Wir haben uns sehr gefreut, dass Hannover Re auf unsere Forderungen reagiert hat. Feiern lassen darf sich der Konzern hierfür aber nicht. Die Einschränkung gilt lediglich für die Rückversicherung einzelner neuer Kohlekraftwerke und –minen. An den deutlich größeren Geschäftsbereich Treaty Re-Insurance, in dem Pakete aus Erstversicherungen rückversichert werden, traut sich der Konzern noch nicht heran.“

Der Konkurrent Swiss Re, früherer Arbeitgeber des neuen Konzernchefs Jean-Jacques Henchoz, denkt bereits über eine Ausweitung von Kohle-Einschränkungen auf den Bereich der Treaty Re-Insurance nach. „Hannover Re hat mit seiner Maßnahme beim Thema Klimaschutz zur Konkurrenz aufgeschlossen, muss nun aber aufpassen nicht bald wieder den Anschluss zu verlieren“, kommentiert Richter.

Hannover Re erlaubt zudem Ausnahmen für Staaten, in denen der Anteil von Kohle am Energiemix besonders hoch ist und wo kein ausreichender Zugang zu alternativen Energiequellen besteht. Die vage Formulierung lässt Spielraum für Interpretationen. „Jedes neue Kohlekraftwerk ist ein Bremsklotz für das Klima und eine schwere Hypothek für die Pariser Klimaziele. Deshalb dürfen keine Ausnahmen gewährt werden“, so Richter.

Positiv bewertet urgewald die Ankündigung des Konzerns, bis 2038 sämtliche Kohle-Energieprojekte aus seinem Schaden-Rückversicherungsgeschäft auszuschließen. Richter sagt: „Auch dieses Ziel ist richtig, reicht aber nicht aus. Da sich Hannover Re explizit auf die Ziele des Pariser Klimaabkommens bezieht, muss der Konzern schneller aus der Kohle aussteigen und beginnen über die Kohle hinaus seinen Ausstieg aus fossilen Energieträgern zu planen. Nicht nur die Kohle-, auch die Öl- und Gasindustrie treibt, mithilfe von Versicherern, den Klimawandel voran.“

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    Stefanie Jellestad
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