Global Oil & Gas Exit List 2024: Milliardenschwere Bürde für die Klimaverhandlungen

Medienbriefing
Berlin/Baku 12.11.2024

Heute hat urgewald gemeinsam mit 34 Partnerorganisationen die diesjährige Global Oil & Gas Exit List (GOGEL) veröffentlicht. GOGEL ist die umfangreichste öffentliche Datenbank, die die Aktivitäten der globalen Öl- und Gasindustrie offenbart. Sie umfasst 1.769 Unternehmen, die Öl und Gas fördern oder neue fossile Infrastruktur entwickeln: Terminals für Flüssigerdgas (LNG), Pipelines oder Öl- und Gaskraftwerke. Die in GOGEL aufgeführten Förderunternehmen sind verantwortlich für 95% der weltweiten Öl- und Gasproduktion.

Zum Download von GOGEL 2024: gogel.org 

Die Daten zeigen: 2023 erreichte die Öl- und Gasproduktion einen historischen Höchststand. Im heißesten Jahr seit Messbeginn förderten Unternehmen auf GOGEL 55,5 Milliarden Barrel Öläquivalent (bboe). Die globale Öl- und Gasproduktion überschritt damit erstmals Höchstwerte, die zuletzt vor der COVID-Pandemie beobachtet wurden. 

„Dieser Negativrekord ist alarmierend. Wenn wir die fossile Expansion nicht aufhalten und keinen kontrollierten Produktionsrückgang einleiten, wird das 1,5-Grad-Limit unerreichbar. Hier müssen wir bei den Klimaverhandlungen in Baku vorankommen“, sagt Nils Bartsch, Leiter der Öl- und Gasrecherche bei urgewald.

Vor einem Jahr verkündete der UN-Exekutivsekretär für Klimafragen auf der COP28 den „Anfang vom Ende“ des fossilen Zeitalters. Die GOGEL-Daten erzählen eine andere Geschichte: Öl- und Gasfirmen arbeiten mit Milliardeninvestitionen gegen dieses Ziel an. 

Mehr Geld für Öl- und Gasexploration heißt mehr „Loss and Damage“ 

Auf der diesjährigen COP29 richten sich alle Augen auf die Verhandlungen über den „Loss and Damage Fonds“. „Die Menschen in afrikanischen Ländern zahlen einen schrecklichen Preis für die Folgen des Klimawandels, obwohl der Kontinent kaum für Treibhausgasemissionen verantwortlich ist“, sagt Bobby Peek, Leiter der südafrikanischen NGO groundWork. „Nach den Flutkatastrophen in Niger, Mali und Nigeria blicken wir auf verwüstete Landstriche, und durch die extreme Dürre am Horn von 
Afrika sind Millionen Menschen von Hunger bedroht. Für solche klimabedingten Verluste und Schäden aufzukommen hat nichts mit Wohltätigkeit zu tun, es ist eine Frage von Gerechtigkeit.“   

Bei den Klimaverhandlungen im vergangenen Jahr haben die Mitgliedsstaaten 702 Millionen US-Dollar für den Loss and Damage Fonds versprochen – weit weniger als erwartet. GOGEL 2024 zeigt: Abseits des Rampenlichts investieren Unternehmen – jedes Jahr – fast das Neunzigfache dieses Betrags in die Suche nach neuen Öl- und Gasvorkommen. Gemeinsam geben die Unternehmen auf GOGEL jährlich im Durchschnitt 61,1 Milliarden US-Dollar für Exploration aus. 

„Es ist pervers, dass Unternehmen jedes Jahr Milliarden von Dollar für die Suche nach neuen Öl- und Gasreserven ausgeben, die in der Zukunft noch mehr Klimaschäden verursachen werden. Die läppische Summe, die die Staaten dieser Welt dem ‚Loss and Damage Fonds‘ zugesagt haben, sind ein Bruchteil dessen, was Big Oil aufwendet, um alles zu verschlimmern. Regierungen müssen dafür sorgen, dass die fossilen Firmen für die Schäden aufkommen und diese Gelder für eine gerechte Transformation nutzen“, sagt Tinaye Mabara von der Agape Earth Coalition.

Kurzfristige Expansionspläne könnten die 2-Grad-Grenze sprengen

Die Exploration von heute ist die Öl- und Gasproduktion von morgen. Schon jetzt erschließen Öl- und Gasfirmen neue Felder, deren Ausbeutung sogar zu einem Temperaturanstieg von mehr als 2 Grad führen könnte.[1]GOGEL listet 578 Förderunternehmen auf, die aktuell daran arbeiten insgesamt 239,3 bboe aus bisher unerschlossenen Öl- und Gasfeldern in Produktion zu bringen.[2] 

Einige der Felder, die derzeit erschlossen werden, wie das Willow-Projekt von ConocoPhillips in Alaska mit einem Volumen von 600 Millionen Barrel, könnten noch über das Jahr 2100 hinaus Öl produzieren.[3] Auch beim Projekt Neptun Deep von OMV, OMV Petrom und Romgaz in Rumänien droht eine langfristige, massive CO2-Belastung ohne Achtung des 1,5-Grad-Limits: Das Feld könnte bis zum Jahr 2064 Gas produzieren.[4]Neptun Deep ist derzeit EU-weit eines der größten Gasförderprojekte.[5]

Die sieben Unternehmen mit den größten kurzfristigen Expansionsplänen auf GOGEL sind Saudi Aramco (19,6 bboe), QatarEnergy (17,8 bboe), ADNOC (9,5 bboe), ExxonMobil und Gazprom (beide 9,4 bboe), TotalEnergies und Petrobras (beide 8,0 bboe).

GOGEL zeigt: Fast zwei Drittel dieser kurzfristigen Expansionspläne überschreiten den Fahrplan der Internationalen Energieagentur (IEA) für Netto-Null-Emissionen bis 2050.[6] Der saudische Staatskonzern Saudi Aramco hat mit 11,6 bboe den größten Anteil kurzfristiger Expansionspläne, die über die von der IEA aufgezeigte Grenze hinausgehen. Es folgen die Unternehmen ADNOC (8,4 bboe), QatarEnergy (7,8 bboe), ExxonMobil (6,6 bboe), NIOC (5,2 bboe), Petrobras (4,7 bboe), TotalEnergies (4,5 bboe) und Shell (4,4 bboe). Wie wenig den Konzernverantwortlichen das Überschreiten dieser Klimagrenze ausmacht, offenbarte Saudi Aramcos CEO Amin Nasser erst kürzlich, als er auf einer Energiekonferenz in Houston sagte: „Wir sollten die Fantasie eines Ausstiegs aus Öl und Gas aufgeben.“[7]

Wertlose Netto-Null-Zusagen

Die Öl- und Gasindustrie transformiert sich nicht. Ganz im Gegenteil: 95 Prozent der Förderunternehmen auf GOGEL sind auf der Suche nach neuen Öl- und Gasfeldern oder erschließen diese bereits. So auch die Öl- und Gasproduzenten TotalEnergies, Shell, BP, Eni, Equinor, OXY, OMV und Ecopetrol. Sie alle behaupten bis 2050 Netto-Null-Emissionen anzustreben.[8] GOGEL-Daten zeigen jedoch: Die kurzfristigen Expansionspläne jeder dieser acht Firmen überschreiten das Netto-Null-Szenario der IEA um mehr als 50 Prozent. Als wäre dies nicht genug, geben sie gemeinsam im Schnitt jährlich 8,4 Milliarden US-Dollar für die Suche nach neuem Öl und Gas aus.[9]

„Die Klimaziele dieser Unternehmen basieren auf völlig unrealistischen Prognosen für den Einsatz von CCS, der Nutzung erneuerbarer Energien für den Betrieb ihrer Öl- und Gasanlagen und auf einer Steigerung ihrer Gasproduktion. Keines davon plant, seine Produktion im ausreichenden Maß zu senken, geschweige denn seine Produktion früh genug komplett zu beenden. Es können noch so viele Erneuerbare zugebaut werden, die Welt wird die Erderwärmung nicht auf 1,5 Grad begrenzen können ohne einen schrittweisen Ausstieg aus Öl und Gas“, sagt Regine Richter, Energie- und Finanz-Campaignerin bei urgewald. 

Europa: LNG-Ausbau ohne Nachfrage

GOGEL 2024 erfasst alle Unternehmen, die aktuell neue Flüssigerdgas-Terminals (LNG-Terminals) entwickeln, und liefert Daten zu deren Ausbau von LNG-Export- und Importkapazitäten. Allein in Europa planen Unternehmen einen Ausbau von LNG-Importterminals, der die bestehenden Kapazitäten um 68 Prozent steigern würde – aktuell liegen diese in Europa bei 209 Millionen Tonnen pro Jahr (Mtpa).[10][11] 

Die fünf Unternehmen mit den größten Ausbauplänen in Europa sind: Snam (9,8 Mtpa) mit Sitz in Italien, die bundeseigene Deutsche Energy Terminal (DET) (9,6 Mtpa), Tree Energy Solutions (TES) (7,7 Mtpa) aus Belgien, GRTgaz (6,2 Mtpa) mit Sitz in Frankreich und das US-Unternehmen New Fortress Energy (6,1 Mtpa). Die LNG-Expansionspläne der Unternehmen stehen im starken Widerspruch zu einem Nachfragerückgang für LNG, der spätestens für das Jahr 2025 prognostiziert wird.[12] Schon jetzt ist die durchschnittliche Nutzungsrate bestehender LNG-Importterminals in Europa niedrig. In der EU lag sie im Jahr 2023 bei unter 60 Prozent. Mit der geplanten Inbetriebnahme weiterer Anlagen ist es sehr wahrscheinlich, dass die Auslastung weiter sinkt.[13]

Frida Kieninger von der NGO Food & Water Action Europe kommentiert: „LNG-Unternehmen haben die Folgen der Russland-Invasion zu ihren Gunsten genutzt und sind dabei massive Überkapazitäten aufzubauen, vergoldet mit staatlichen Subventionen. Diese Überkapazitäten sind schmutzige Bremsklötze für die europäische Energiewende. Sie belasten Mensch und Umwelt an unseren Küsten und in den LNG-Lieferländern. Die Regierungen Europas müssen jetzt die Reißleine ziehen und aufhören, weitere Milliarden in diese schädliche, kaum genutzte Infrastruktur zu versenken.“ 

LNG-Ausbau: Deutschland schafft die meisten Überkapazitäten in Europa

Deutschland liegt beim Ausbau neuer LNG-Importanlagen mit aktuell geplanten 38,5 Mtpa europaweit weiterhin an vorderster Stelle. Dahinter liegen Italien (24,2 Mtpa), das Vereinigte Königreich (18,8 Mtpa), Griechenland (14,6 Mtpa) und die Niederlande (8,5 Mtpa). 

Ab 2022 wurden vom Bund schwimmende LNG-Terminals, so genannte „Floating Storage and Regasification Units“ (FSRUs) als temporäre Lösung angemietet. Trotz einer geringen Nutzungsrate der in Deutschland stationierten FSRUs von gerade einmal 57 Prozent im vergangenen Jahr[14], droht nun ein Lock-in-Effekt. An drei FSRU-Standorten – Brunsbüttel, Stade und Wilhelmshaven – planen Unternehmen stationäre LNG-Terminals an Land zu bauen und ab 2026 nach und nach in Betrieb zu nehmen. Mit einer Kapazität von 11 Mtpa ist das von TES und Fortescue geplante Terminal Wilhelmshaven europaweit das größte LNG-Importprojekt.[15] 

Die fünf Unternehmen, die am meisten neue LNG-Importkapazität in Deutschland planen, sind die DET (9,6 Mtpa), TES (7,7 Mtpa), das australische Unternehmen Fortescue (3,3 Mtpa), Gasunie (2,9 Mtpa) aus den Niederlanden und das Hamburger Unternehmen Buss Group (2,8 Mtpa). 

Constantin Zerger, Leiter des Bereichs Energie und Klimaschutz bei der Deutschen Umwelthilfe, kommentiert: „Die Versprechen der Unternehmen für einen Umstieg auf grünen Wasserstoff oder grünen Ammoniak sind nicht belastbar. Dafür müsste die Infrastruktur teuer umgerüstet oder sogar teilweise neugebaut werden. Konkrete Pläne dazu sucht man in den Antragsunterlagen der Unternehmen vergeblich. Die LNG-Terminals sind und bleiben umwelt- und klimaschädliche Anlagen, die aktuell vor allem dafür da sind, Europa mit dreckigem US-Fracking-Gas zu versorgen.[16] Statt dieser teuren und in weiten Teilen unnötigen Infrastruktur brauchen wir einen massiven Ausbau erneuerbarer Energien.“

Ausbau von Gaskraftwerken in Europa gefährdet Netto-Null bis 2035

Um das 1,5-Grad-Limit zu halten, müssen laut IEA in Ländern mit vergleichsweise hohem Pro-Kopf-Einkommen die Emissionen in der Stromerzeugung schon in den nächsten zehn Jahren auf Netto-Null sinken.[17] Demgegenüber steht ein geplanter Ausbau von Gaskraftwerken in ganz Europa: GOGEL-Daten belegen Ausbaupläne in europäischen Ländern in Höhe von 58,2 Gigawatt (GW). Diese würden die bestehenden Kapazitäten um etwa ein Viertel erhöhen.[18] 

Am meisten zusätzliche Gaskraftwerkskapazität in Europa planen die Unternehmen LNG-9 (4,0 GW) mit Hauptsitz in Singapur, die für ihr Kohlegeschäft in der Lausitz bekannte LEAG Holding (3,0 GW), Enel aus Italien (2,6 GW), der deutsche Konzern RWE (2,5 GW) und EPH (2,3 GW) aus Tschechien. 

Unternehmen wie Enel und RWE widersprechen mit dem Bau neuer Gaskraftwerke selbst formulierten Emissionsreduktionszielen, die eine Einhaltung des 1,5-Grad-Limits zum Ziel haben.[19] Nach einer jahrelangen Planungs- und Bauphase liegt die Laufzeit solcher Kraftwerke in der Regel bei 25 bis 40 Jahren. Bis dahin muss die Welt längst Netto-Null-Verhältnisse bei der Stromerzeugung erreicht haben. Viele der Kraftwerke müssten also absehbar früher vom Netz, und dann drohen massive Widerstände fossiler Energieerzeuger und Milliardenkompensationen des Staates.[20] 

Nils Bartsch kommentiert: „Laut unseren Daten soll etwa ein Drittel dieser geplanten Gaskraftwerke künftig teilweise oder ganz mit grünem Wasserstoff betrieben werden. Aber wo soll der herkommen? Grüner Wasserstoff wird auf absehbare Zeit ein sehr knappes Gut bleiben, das dringend zur Dekarbonisierung von Industrieprozessen gebraucht wird.[21] Ein flächendeckender Einsatz bei der Stromerzeugung ist ineffizient und viel zu teuer. Es ist wahrscheinlich, dass die geplanten Kraftwerke dauerhaft mit fossilem Gas betrieben werden. Das ist nicht vereinbar mit den Klimazielen.“

Der Gasausbau in Europa lässt sich noch aufhalten. Die Daten zeigen, dass sich nur 33 Prozent der geplanten LNG-Importkapazität und 26 Prozent der Gaskraftwerkskapazität bereits im Bau befinden. Viele der übrigen Projekte warten noch auf finanzielle Zusagen. Jede weitere Entscheidung für den Ausbau von Öl- und Gasprojekten ist eine Entscheidung gegen das Klima. Finanzinstitutionen spielen hierbei eine zentrale Rolle: Sie haben die Wahl, die Welt mit ihren Geldern weiter in fossile Abhängigkeiten zu drängen oder sie in Richtung einer nachhaltigen Zukunft zu bewegen.

Finanzindustrie beginnt mit dem Ausschluss der Öl- und Gasindustrie

Seit Verabschiedung des Pariser Klimaabkommens haben die 60 größten Banken der Welt Unternehmen mit fossilen Expansionsplänen (Kohle, Öl und Gas) mit 3,3 Billionen US-Dollar finanziert.[22] 

Mit Blick auf die größten Banken in der Schweiz, Deutschland und Österreich zeigt sich, wie umfangreich die Hausaufgaben im Finanzsektor sind. Der Bericht „Banking on Climate Chaos 2024“, veröffentlicht im Mai, ergab, dass die UBS Unternehmen mit fossilen Expansionsplänen (Kohle, Öl, Gas) in den Jahren nach Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens mit gut 87 Milliarden US-Dollar unterstützt hat. Die Deutsche Bank vergab im gleichen Zeitraum gut 60 Milliarden US-Dollar an solche Unternehmen.[23] Weitere Recherchen zeigen, dass die österreichische Erste Group in diesem Zeitraum 3,3 Milliarden US-Dollar an Unternehmen mit fossilen Expansionsplänen vergeben hat.[24] Alle drei haben bisher keine oder nur äußerst schwache Einschränkungen für ihre Öl- und Gasfinanzierung formuliert.[25] 

Trotz dieser düsteren Zahlen wächst das Bewusstsein in der Finanzindustrie, dass eine expandierende Öl- und Gasindustrie mit einer stabilen Klimazukunft unvereinbar ist. Bis zum heutigen Tag haben 39 Finanzinstitutionen wirksame Ausschlusskriterien im Bereich Öl und Gas beschlossen, die Finanzgeschäfte mit großen Teilen der Industrie beenden. Zwei der weltweit größten Banken, BNP Paribas und Crédit Agricole, verkündeten im Mai, dass sie nicht mehr an der Auflage konventioneller Anleihen von Öl- und Gasfirmen teilnehmen werden.[26] Im Juni gab Union Investment, einer der größten Vermögensverwalter Deutschlands, Einschränkungen für seine Öl- und Gasinvestitionen bekannt – auf Basis der GOGEL.[27] Italiens größtes Versicherungsunternehmen Generali verkündete im Oktober, nach Einschränkungen für Öl- und Gasförderer, auch Expansionsprojekte von Unternehmen aus den Sektoren Midstream und Downstream nicht mehr zu versichern, wenn diese nur schwache Transformationspläne haben: Ein Schlag gegen die Entwickler von LNG-Terminals, Pipelines und Gaskraftwerken.[28]

Regine Richter kommentiert: „Die Öl- und Gasindustrie wird sich nicht transformieren, solange die Finanzindustrie weiter frisches Geld und Versicherungen bereitstellt. Die jüngsten Ankündigungen sind ein gutes Zeichen – und gleichzeitig nur Trippelschritte in die richtige Richtung. Wir brauchen viel mehr Finanzinstitutionen, die bereit sind, scharfe Ausschlussregeln einzuführen. Ansonsten ist das 1,5-Grad-Limit nicht zu halten.“

Über GOGEL

GOGEL ist die umfangreichste öffentliche Datenbank zur Öl- und Gasindustrie. urgewald hat sie aufgebaut, um die Einführung effektiver Beschränkungen für Öl- und Gasunternehmen im Finanzsektor zu erleichtern. GOGEL 2024 enthält detaillierte Informationen zu 1.769 Unternehmen. Die Datenbank erlaubt es ihren Nutzer*innen, Unternehmen auf Basis ihrer Expansionspläne im Bereich Öl- und Gasförderung, Zubau von fossiler Infrastruktur und der Entwicklung neuer Öl- und Gaskraftwerke zu bewerten.

GOGEL zeigt außerdem, welche Unternehmen Expansionspläne haben, die die Grenzen des Netto-Null-Emissions-Szenarios der Internationalen Energieagentur überschreiten. Darüber hinaus zeigt GOGEL die Beteiligung von Unternehmen an ausgewählten Projekten mit hohem Reputationsrisiko, die gewaltsame Konflikte verschärfen, immense soziale und ökologische Schäden verursachen oder durch Klagen und den Widerstand lokaler Gemeinschaften angefochten werden.[29] 

270 Finanzinstitutionen weltweit nutzen derzeit GOGEL, um ihre Portfolios zu überprüfen oder neue Ausschlusskriterien zu entwickeln. Viele Akademiker*innen, Journalist*innen und Organisationen der Zivilgesellschaft nutzen GOGEL ebenfalls, um die Öl- und Gasindustrie zu bewerten und besser zu verstehen. Die Hauptinformationsquellen für die Erstellung der GOGEL sind Unternehmensdaten wie Jahresberichte und Investorenpräsentationen, der Energie-Analysedienst Rystad Energy sowie die Datenbanken unserer Partnerorganisation Global Energy Monitor. GOGEL wird jedes Jahr im Herbst aktualisiert und soll im Laufe der Zeit um weitere Teilbereiche der Öl- und Gasindustrie erweitert werden.

GOGEL 2024 wird von urgewald gemeinsam mit folgenden NGO-Partnern herausgegeben: ActionAid Dänemark, Attac Österreich, Arayara, BankTrack, Both ENDS, Center for Energy, Ecology, and Development (CEED), Centre for Environmental Rights (CER), Coastal Livelihood and Environment Action Network (CLEAN), Climate Action Network (CAN), Friends of the Earth (FoE) Frankreich/Les Amis de la Terre, Friends of the Earth (FoE) USA, Global Energy Monitor (GEM), Green Innovation and Development Centre (GreenID), Collapse Total, Klima Allianz, Laudato Si Movement, Oil Change International (OCI), Rainforest Action Network, Reclaim Finance, ReCommon, Shift Action, Solutions for Our Climate, Stand.earth, Ekō, The PRAKARSA, Maan ystävät (Friends of the Earth Finnland), Groen Pensioen, The Sunrise Project, Ecodefense, Amazon Watch, Green America, Just Share, 350 Japan

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[1] Big Oil Reality Check, Seite 9, https://www.oilchange.org/wp-content/uploads/2024/05/big_oil_reality_check_may_21_2024.pdf

[2] Die GOGEL-Metrik „Kurzfristige Expansion“ umfasst Öl- und Gasressourcen, die vom Energie-Analyseunternehmen Rystad Energy in die beiden Entwicklungsphasen vor Produktionsbeginn („Field Evaluation“ und „Under Development“) eingeordnet werden. Die verantwortlichen Unternehmen werden in naher Zukunft (ca. in den nächsten 1-7 Jahren) mit der Förderung beginnen. Der genaue Zeitrahmen hängt vom Ort und der Beschaffenheit des Reservoirs ab.

[3] Rystad Energy UCube

[4] Rystad Energy UCube

[5] Vgl. https://gogel.org/neptun-deep-reckless-run-gas-black-sea

[6] Dies beschreibt, was mindestens notwendig ist, um das 1,5-Grad-Limit einzuhalten. Basierend auf dem ursprünglichen, 2021 von der IEA veröffentlichten und 2022 aktualisierten Szenario, das besagt, dass es für das Erreichen einer 1,5-Grad-Welt keine Genehmigung neuer Öl- und Gasfelder nach 2021 geben darf. Vgl. IEA (2022), S. 133: https://iea.blob.core.windows.net/assets/830fe099-5530-48f2-a7c1-11f35d510983/WorldEnergyOutlook2022.pdf

[7] https://www.cnbc.com/2024/03/18/saudi-aramco-ceo-says-energy-transition-is-failing-give-up-fantasy-of-phasing-out-oil.html

[8] Für Scope 1-3 Emissionen, basierend auf “Climate Action 100+”, October 2024: https://www.climateaction100.org/net-zero-company-benchmark/

[9] Basierend auf dem ursprünglichen, 2021 von der IEA veröffentlichten und 2022 aktualisierten Szenario, das besagt, dass es für das Erreichen einer 1,5-Grad-Welt keine Genehmigung neuer Öl- und Gasfelder nach 2021 geben darf. Vgl. IEA (2022), S. 133: https://iea.blob.core.windows.net/assets/830fe099-5530-48f2-a7c1-11f35d510983/WorldEnergyOutlook2022.pdf

[10] Daten zu bestehenden LNG-Importkapazitäten von Global Energy Monitor (GEM), Global Gas Infrastructure Tracker (September 2024): https://globalenergymonitor.org/projects/global-gas-infrastructure-tracker/

[11] Die geographische Einordnung orientiert sich hierbei an der Statistikabteilung der Vereinten Nationen (UNSD), mit Ausnahme von Russland (nicht in die Berechnung eingeschlossen) und Zypern (als EU-Mitglied zusätzlich eingeschlossen). 

[12] Die Prognosen unterscheiden sich je nach untersuchter Ländergruppe. Die Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden der EU (ACER) rechnet schon in diesem Jahr mit einem Rückgang der LNG-Nachfrage (https://www.acer.europa.eu/sites/default/files/documents/Publications/ACER_2024_MMR_European_LNG_market_developments.pdf). Das Institute for Energy Economics and Financial Analysis (IEEFA) rechnet 2025 mit einem Rückgang (https://ieefa.org/sites/default/files/2024-04/Global%20LNG%20Outlook%202024-2028_April%202024%20%28Final%29.pdf).

[13] Institute for Energy Economics and Financial Analysis (IEEFA), “Global LNG Outlook 2024-2028”, S. 27 https://ieefa.org/sites/default/files/2024-04/Global%20LNG%20Outlook%202024-2028_April%202024%20%28Final%29.pdf

[14] Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden der EU (ACER), Seite 24: https://www.acer.europa.eu/sites/default/files/documents/Publications/ACER_2024_MMR_European_LNG_market_developments.pdf

[15] https://tes-h2.com/news/tes-launches-new-capacity-booking-round-at-wilhelmshaven-green-energy-hub

[16] https://www.duh.de/fileadmin/user_upload/download/Pressemitteilungen/Energie/LNG/US_LNG_terminals_EN.pdf

[17] Im 1,5-Grad-Szenario der Internationalen Energieagentur (IEA) müssen Emissionen im Energiesektor allerspätestens bis 2045 Netto-Null erreichen. Für sogenannte „advanced economies“ muss dieses Ziel schon bis 2035 erreicht werden. Dazu zählen OECD Mitgliedsstaaten plus Bulgarien, Kroatien, Zypern, Malta and Rumänien. Vgl. Net Zero Roadmap (IEA), 2023 Update, S. 63: https://iea.blob.core.windows.net/assets/9a698da4-4002-4e53-8ef3-631d8971bf84/NetZeroRoadmap_AGlobalPathwaytoKeepthe1.5CGoalinReach-2023Update.pdf

[18] Daten zur bestehenden Gaskraftwerkskapazität von Global Energy Monitor (GEM), Global Oil and Gas Plant Tracker (August 2024): https://globalenergymonitor.org/projects/global-oil-gas-plant-tracker/

[19] Enel hat sich im Rahmen der Science-Based-Targets-initiative-(SBTi) Validierung auf das 1,5-Grad-Ziel basierend auf dem IEA-NZE-Szenario verpflichtet (https://sciencebasedtargets.org/companies-taking-action#dashboard). RWE hat seine Klimaziele bei SBTi zur Validiering eingereicht. Das Unternehmen gibt an, bis 2040 klimaneutral werden zu wollen (https://www.rwe.com/verantwortung-und-nachhaltigkeit/umweltschutz/klimaschutz/).

[20] Auch eine CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS) an Gaskraftwerken stellt keine Lösung dar. Die Technologie ist nicht ausgereift und viel zu teuer (https://www.klimareporter.de/strom/co2-speicherung-bei-gaskraftwerken-kaum-realistisch). Zudem würde CCS nur Emissionen vermeiden, die bei der Verbrennung entstehen. Emissionen entlang der gesamten Gaslieferkette würden weiterhin in die Atmosphäre entweichen. 

[21] Die IEA geht davon aus, dass bis 2030 „grüner“ Wasserstoff nur 4 Prozent der gesamten Wasserstoffherstellung ausmachen wird: https://www.iea.org/reports/renewables-2024/executive-summary

[22] Banking on Climate Chaos 2024, Seite 57: https://www.bankingonclimatechaos.org/wp-content/uploads/2024/07/BOCC_2024_vF3.pdf

[23] https://www.bankingonclimatechaos.org/

[24] BOCC+ 2024 Extended Dataset, Rainforest Action Network, Indigenous Environmental Network, BankTrack, CEED, Oil Change International, Reclaim Finance, Sierra Club, urgewald, 13. Mai 2024, abgerufen am 14.05.2024.

[25] https://oilgaspolicytracker.org?key=eyJvbCI6W10sInRyaSI6MCwiZmx0IjpbeyJpIjoyLCJ2IjoiRGV1dHNjaGUgQmFuayJ9LHsiaSI6MiwidiI6IkVyc3RlIn0seyJpIjoyLCJ2IjoiVUJTIn1dfQequalsignequalsign

[26] https://reclaimfinance.org/site/en/2024/05/31/bnp-paribas-and-credit-agricole-say-no-to-bonds-for-the-oil-and-gas-sector/

[27] https://www.urgewald.org/medien/ausschluss-oel-gas-union-investment-geht-voran

[28] https://www.generali.com/sustainability/our-commitment-to-the-environment-and-climate

[29] Vgl. https://gogel.org/reputational-risk-projects

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