Ausschluss von Öl und Gas: Union Investment geht voran

Pressemitteilung
Frankfurt 14.06.2024

Gestern hat Union Investment neue Regeln für Investitionen im Öl- und Gassektor veröffentlicht. Als erster großer Vermögensverwalter in Deutschland schränkt er seine Finanzgeschäfte in diesen fossilen Bereichen gezielt ein. Damit reagiert er auf Druck von Organisationen wie urgewald. Bei der Anwendung der neuen Regeln arbeitet er mit der von urgewald herausgegebenen Datenbank „Global Oil and Gas Exit List“ (GOGEL)[1]

Mit der neuen Richtlinie schränkt Union Investment Geldanlagen in Öl- und Gasförderer ein. Der Vermögensverwalter will außerdem stärker auf Konzerne einwirken, die ihre Öl- und Gas-Förderaktivitäten deutlich ausbauen wollen.

Zur Richtlinie (insb. S. 19): 
https://cdn.dam.union-investment.de/629220_20240506_UMH_Leitlinie_DE_final.pdf

Julia Dubslaff, Finanz-Campaignerin bei urgewald, kommentiert:

„Wir freuen uns, dass Union Investment mit dieser Regelung zu Öl und Gas vorangeht. Die Ausweitung der Produktion in den Fokus zu nehmen, ist ein wichtiges Signal an Konzerne wie Wintershall Dea oder TotalEnergies, die endlich ihr Geschäftsmodell umstellen müssen. Andere deutsche Fondsanbieter, allen voran Allianz Global Investors, DWS und Deka, sollten sich daran ein Beispiel nehmen. Doch dies kann nur ein Anfang sein, denn viele Öl- und Gasunternehmen werden von den neuen Regeln nicht erfasst. So kann Union Investment weiter ungebremst in Unternehmen wie Venture Global LNG oder Sempra Energy investieren, die zwar kein Öl und Gas fördern, aber deren Verarbeitung und Transport ermöglichen. Zudem erhalten Öl- und Gasproduzenten in konventionellen Fonds eine jahrelange Schonfrist bis 2030. Das ist angesichts der ungebremsten Klimakrise halbherzig.“

Bewertung der neuen Investitionsregeln von Union Investment:

  • Ab 1. Januar 2025 dürfen sämtliche Fonds nicht mehr in Unternehmen investieren, die mindestens 5 Prozent ihres Umsatzes mit der Förderung von Teersand erzeugen. Außerdem will Union Investment den Vorständ*innen und Aufsichtsrät*innen auf Hauptversammlungen die Entlastung verweigern, wenn ihre Unternehmen die Öl- und Gasproduktion „substanziell“, das heißt um mindestens 10 % ausweiten wollen. Es ist ein wichtiges Signal, dass Union Investment auch Gasförderer in den Fokus rückt. Allerdings legt Union Investment den Fokus nur auf die Produktion, obwohl auch der Bau von LNG-Terminals und Pipelines die Produktion von Öl und Gas bedingt. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die Nicht-Entlastung zwar ein deutliches Zeichen an das Management der Öl- und Gaskonzerne ist, dieser Schritt jedoch nur mit einer kritischen Masse anderer Investoren eine Wirkung entfalten kann. 
  • Ab 1. April 2025 dürfen ESG-Fonds[2] nicht mehr in Öl- und Gasproduzenten investieren. Betroffen sind unter anderem die führenden europäischen Konzerne der Branche: Shell, Total Energies und BP. Ebenso der führende deutsche Öl- und Gasproduzent Wintershall Dea. Dies ist ein ebenso begrüßenswerter wie längst überfälliger Schritt, den aber andere Investoren noch nicht gegangen sind. Nachhaltigkeitsfonds sollten per se nicht in Konzerne investieren, die die Klimakrise weiter anheizen. 
  • Ab 2030 möchte Union Investment beginnen, Öl- und Gasproduzenten aus sämtlichen Fonds auszuschließen, wenn diese keine „glaubhafte Strategie zur Anpassung ihres Förderverhaltens an eine Netto-Null-Welt“ haben. Das ist zwar angesichts der fortschreitenden Klimakrise viel zu lange hin, doch allein eine solche Ankündigung ist ein Zeichen an die produzierenden Unternehmen. Entscheidend für die Wirksamkeit ist hierbei eine scharf formulierte Definition für eine solche „glaubhafte“ Transformationsstrategie. 
  • Ab 2050 soll es, mit wenigen Ausnahmen, keinerlei Investitionen mehr in größere Öl- und Gasproduzenten geben.  

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[2] Hiermit sind Fonds gemeint, die bei ihren Investitionen auf Umweltschutz, soziale Aspekte und gute Unternehmensführung achten bzw. diese gezielt fördern. Nach Angaben von Union Investment verwalten diese Fonds 91 Mrd. Euro oder ein Fünftel des Gesamtvermögens des Fondsanbieters (insg. 455 Mrd. Euro). 

Kontakt

    Bild Anprechpartner   Julia Dubslaff

    Julia Dubslaff
    Deutsche Finanzinstitutionen & Transformationskampagne
    julia.dubslaff [at] urgewald.org

    Bild Anprechpartner   Moritz Schröder-Therre

    Moritz Schröder-Therre
    Pressesprecher
    moritz [at] urgewald.org
    +49 152 21579977

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