(Interview: Moritz Schröder-Therre)
Mit den globalen Entwicklungsbanken hast du als Campaigner besonders hartnäckige Gegner. Wie groß ist deine Leidensfähigkeit?
Wenn es um die Weltbank geht, ist sie fast endlos, weil ich meinen Job sonst nicht machen könnte. Man muss hier wirklich eine endlose Frustrationstoleranz haben.
Klingt hart. Warum gehört das so selbstverständlich dazu bei dieser Arbeit?
Man erlebt einfach sehr viele Rückschläge, zum Beispiel wenn über Projekte beraten wird, bei denen ich sofort weiß, das geht nach hinten los, da wird Umwelt zerstört, da müssen Menschen drunter leiden. Und obwohl wir dagegen protestieren, finden solche Projekte doch immer wieder statt. Wenn ich mir zum Beispiel angucke, mit welcher Beratungsresistenz die Weltbank den Bau eines neuen Braunkohlekraftwerks im Kosovo vorangetrieben hat, obwohl es Unmengen an Gutachten gab, die belegten, dass der Kosovo seine Energie auch gut mithilfe von Investitionen in erneuerbare Energien und Energieeinsparung decken könnte. In solchen Momenten bin ich erst verzweifelt. Dann schlucke ich einmal und mache weiter.
Einmal zusammengefasst für Menschen, die die Materie nicht so gut kennen wie du: Was ist der Auftrag der Weltbank und wie gut erfüllt sie den gerade?
Die Weltbank hat die Aufgabe, absolute Armut weltweit zu bekämpfen und für einen geteilten Wohlstand zu sorgen, das macht sie in der Praxis aber nicht. Alles, was die Weltbank derzeit macht, soll den Boden bereiten für Investoren und andere finanzkräftige Menschen in dieser Welt. Bis Anfang des neuen Jahrtausends gab es, ausgelöst durch Großproteste in den 1980er Jahren, kleine aber stetige Verbesserungen bei den Schutzstandards der Bank für Umwelt und Menschenrechte. Danach hat sich das ganze völlig gedreht und die Bank hat angefangen ihre Standards zu verwässern. Viel Geld lässt sie heute über den Privatsektor, also Fonds oder Banken, fließen. Dadurch weiß man bei schädlichen Projekten meist gar nicht mehr, dass die Weltbank dahintersteckt.