Tag 8: Corona durchkreuzt unsere Pläne/Bedrohungen

Freitag, den 13.März 2020

Trotz der Müdigkeit früh aufgewacht. Denn es dämmert mir, dass Entscheidungen bezüglich Corona-Virus zu treffen sind. Auch in Guyana gibt es jetzt einen Todesfall. Also verbringen wir drei den Morgen damit, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um so schnell wie möglich nach Hause zu kommen. Denis und ich kommen tatsächlich nicht mehr nach Trinidad rein, wie uns die Botschaft in Trinidad bestätigt. Dort gab es auch einen Todesfall, diesmal mit Deutschlandbezug. Daher dürfen Deutsche nicht mehr einreisen, die in den vergangenen 14 Tagen in Deutschland waren. Das gilt zum Glück nicht für Tom, den uns begleitenden Filmemacher, der seit mehreren Monaten nicht mehr dort war, aber jetzt auch bangt, ob er es noch nach Fidschi schafft.

Das heißt: Abbruch der Reise, wir sagen alle noch geplanten Termine ab. Denis und ich bekommen zum Glück für morgen ein Ticket nach Barbados, um dann am Montag einen Flug nach Frankfurt zu nehmen.

Unsere Gastgeberin kommt mit der Nachricht, dass heute ein Artikel mit Zitat von mir in „Stabroek-News“ veröffentlicht wurde. Gemeinsam mit über 100 anderen Nichtregierungsorganisationen haben Melinda, CIEL (Zentrum für Umweltvölkerrecht) und urgewald einen Aufruf initiiert. Angesichts der politischen Krise im Land wegen der Wahlergebnisse fordern wir u.a. die Ölfirmen dazu auf, nur eine rechtmäßig eingesetzte Regierung anzuerkennen. Mein kritisches Zitat richtet sich gegen die Weltbank, die letztes Jahr in einer instabilen politischen Situation ihre Assistenz zugunsten der Ölindustrie fortgesetzt hat und damit indirekt zur heutigen, kritischen Lage im Land nach der Wahl beigetragen hat: „Anstatt nach ‚guter Regierungsführung‘ zu streben, hat die Hilfe der Weltbank mehr Instabilität in einer bereits prekären politischen Situation geschaffen.“

Visitenkarte des EU-Botschafters
Wir haben ein interessantes Gespräch mit dem EU-Botschafter in Guyana.

Kurzfristig verschiebt EU-Botschafter Fernando Ponz Cantó unseren Termin aufgrund der Probleme um die Wahlergebnisse auf den Nachmittag. Wir haben ein sehr angenehmes Gespräch, in dem wichtige Informationen über Ziel und Zweck unsere Reise ausgetauscht werden. Meine Ankündigung, dass urgewald plant, eine offizielle Delegation von Mitgliedern des EU-Parlamentes nach Guyana zu organisieren, stößt auf Interesse. Ich hingegen nehme gerne entgegen, dass der EU-Abgeordnete Urmas Paet, der als Leiter der offiziellen EU-Wahlbeobachtungsmission in Guyana war, durchaus Interesse an einem Austausch haben dürfte.

Später treffen wir wieder bei Melinda ein, um gemeinsam mit Heike Mainhardt und den Kolleg*innen in Deutschland zu skypen. Auch führt sie ein längeres Gespräch mit einer Sicherheitsfirma, um ihren Schutz besser zu planen. Melinda ist erneut darauf hingewiesen worden, dass sie, wegen ihrer öffentlichen Aussagen gegen die Ölförderung, nicht mehr sicher in Guyana sei. Diese Warnung nehmen wir alle ernst. Es folgen weitere Filmaufnahmen zur Abrundung der Dokumentation.

In der Stadt filmen wir bis in den Abend hinein die Repräsentanzen von Exxon, Weltbank und Weiteres. Im Gespräch mit unserer Gastgeberin und ihrem Mann erfahren wir noch einiges über Land und Leute, wichtige Adressen und Ansprechpartner. Den letzten gemeinsamen Abend lassen Tom, Denis, Luke und ich im „Backyard Cafe“ bei traditionellen Gerichten aus Guyana ausklingen.