Studie: Nord Stream 2 droht Geldgrab für Uniper, Wintershall und andere Beteiligte zu werden

Pressemitteilung
Berlin 20.04.2021
  • Nord Stream 2 wird jährlich 100 Mio. Tonnen CO2-Emissionen verursachen
  • Erneuter Ruf nach Baustopp folgt auf russische Truppenbewegungen
  • Europas sinkender Gasbedarf droht Pipeline zur Investitionsruine zu machen

Die Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald hat heute einen Bericht zur Ostseepipeline Nord Stream 2 und den involvierten Firmen veröffentlicht. Die Studie beschreibt den verheerenden Einfluss des Projekts auf Klima und Umwelt sowie die Folgen für die betroffenen indigenen Völker in den russischen Gasförderregionen. Aktuelle geopolitische Konflikte und abnehmender Gasbedarf in Europa drohen Nord Stream 2 in eine weitere Investitionsruine zu verwandeln.

Nord Stream 2 ist Teil eines Netzwerks aus Unterwasser-Pipelines, die fossiles Gas über 1200 Kilometer von Russland nach Deutschland transportieren sollen. Der Projekteigner Gazprom hat mit Engie, OMV, Shell, Uniper und Wintershall Dea Finanzierungsabkommen über jeweils €950 Millionen abgeschlossen. Sollte Nord Stream 2 fertig gestellt und vollständig in Betrieb genommen werden, würden über die Pipeline jährlich 55 Milliarden Kubikmeter Gas nach Deutschland strömen. Fossiles Gas befeuert zu einem beträchtlichen Teil die Klimakrise. Es besteht zu 75-100% aus Methan, welches einen 86 Mal höheren Treibhausgaseffekt als CO2 hat. Nord Stream 2 würde CO2-Emissionen von 100 Millionen Tonnen pro Jahr verursachen. Zusätzlich entstehen noch erhebliche weitere Emissionen, da Methan über die gesamte Lieferkette entweicht.

Geopolitische Konflikte und Forderungen nach Sanktionen
Die Inhaftierung des russischen Oppositionellen Alexej Nawalny hatte Anfang 2021 zu erneuten Forderungen nach Sanktionen gegen Russland seitens des europäischen Parlaments und der G7-Staaten geführt. Das jüngste Aufrüsten russischer Truppen an der Grenze zur Ukraine hat die politischen Spannungen erhöht. Drohende US-Sanktionen haben die Fertigstellung von Nord Stream 2 bereits erheblich verzögert. 18 beteiligte Firmen – darunter die Versicherer Munich Re, Axa und Zurich – sind aus dem Projekt ausgestiegen, um künftige Geschäfte in den USA nicht aufs Spiel zu setzen. In Reaktion auf das zunehmende Risiko durch weitere US-Sanktionen verkündete Wintershall Dea in seinem Jahresbericht 2020 keine weiteren Investitionen in das Projekt geplant zu haben.

Nord Stream 2 bedroht die Lebensgrundlage der indigenen Nenzen in Sibirien
Nord Stream 2 soll fossiles Gas transportieren, das auf der arktischen Halbinsel Jamal in Russland gefördert wird. 23% der weltweit erschlossenen Gasreserven stammen von dort und 90% des russischen Gases.
41.000 Nenzen, traditionell Rentierhirten, leben auf der Halbinsel. Diese haben schon große Teile Weideland durch Pipelines und Eisenbahnstrecken verloren –die Konflikte zwischen den indigenen Völkern und den Öl- und Gasfirmen steigen in der Folge immer mehr an.

Sonja Meister, Energie-Campaignerin bei urgewald und Autorin der Studie, sagt:
“Nord Stream 2 wird verheerende Folgen für Klima und Umwelt haben und sollte sofort gestoppt werden. Die Pipeline ist nicht mit dem im Pariser Klimaabkommen vereinbarten 1,5 Grad Ziel vereinbar. Nord Stream 2 entwickelt sich zunehmend zu einem untragbaren Reputationsrisiko und finanziellen Fiasko – einem regelrechten Geldgrab - für alle Beteiligten.“

Der Bericht ist unter dem folgenden Link verfügbar: https://urgewald.org/nordstream2-report

 

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    Bild Anprechpartner   Sonja Meister

    Sonja Meister
    Energie- und Kohlekampagnen
    sonja.meister [at] urgewald.org

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