EnBW beschönigt Menschenrechtssituation bei kolumbianischen Kohlelieferanten
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Das Werk für Entwicklungszusammenarbeit MISEREOR, die Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald und die niederländische Friedensorganisation PAX kritisieren einen aktuellen EnBW-Bericht zum Kohlebergbau in Kolumbien als einseitigen Rechtfertigungsversuch der Energie- und Bergbaukonzerne. Die Kernaussagen des Berichts „Buying coal from Colombia - Taking stock of 6 years of engagement 2012–2018“ seien irreführend, einseitig und kontraproduktiv für die Verbesserung der Menschenrechtssituation in der Kohleabbauregion Cesar in Kolumbien.
Seit fast dreißig Jahren ist der Kohleabbau in Cesar für massive Umweltverschmutzung, Verletzungen der Rechte auf Gesundheit, Wohnen, Wasser und Nahrung sowie von Gewerkschaftsrechten mitverantwortlich. Umsiedlungsprozesse gehen sehr schleppend voran, wobei Ersatzländereien und Entschädigungen absolut unzureichend sind.
In einem kritisch-konstruktiven Dialog hatten MISEREOR, PAX und urgewald die EnBW seit Jahren aufgefordert, die menschenrechtlichen Folgen des Kohleabbaus zu untersuchen, transparent darüber zu berichten, klare Erwartungen an die Bergbaukonzerne zu formulieren und bei Nicht-Erfüllung notfalls auch die Geschäftsbeziehungen abzubrechen. Der jetzt veröffentlichte Bericht verharmlose stattdessen die Situation, gebe unkritisch die Sicht der Bergbaukonzerne wider und lasse die Betroffenen nicht zu Wort kommen. Vor diesem Hintergrund haben die Organisationen entschieden, den Dialog mit der EnBW zu beenden.
Joris van de Sandt, Leiter des Lateinamerika Programms bei PAX, kommentiert: „Der Bericht ist enttäuschend, denn er erweckt den Eindruck einer umfassenden Bestandsaufnahme. Tatsächlich aber reduziert EnBW die berechtigten Forderungen tausender Opfer schwerster Menschenrechtsverletzungen zu einer Randnotiz und spricht seine Zulieferunternehmen Drummond und Prodeco praktisch von jeder Schuld frei. Es ist im negativen Sinne bemerkenswert, dass die EnBW seitenweise Standpunkte der Bergbaukonzerne rezipiert, aber kein einziges Zitat eines Gewerkschafters oder der Gewaltopfer in den über 60 Seiten zu finden ist.“
Sebastian Rötters, Energie-Referent bei urgewald: „Am Anfang erschien uns das Engagement der EnBW beim Thema Kohlelieferkette sehr vielversprechend. Besonders eine gemeinsame Recherchereise nach Kolumbien im Jahr 2015 weckte die Hoffnung auf konkrete Maßnahmen. Doch spätestens mit der aktuellen Veröffentlichung müssen wir konstatieren, dass die EnBW nicht gewillt ist, tatsächlich Verantwortung für die eigene Lieferkette zu übernehmen.“
Susanne Breuer, Referentin für Lateinamerika und Energie bei MISEREOR: „Der Bericht verharmlost die aktuellen Umweltschäden und Menschenrechtsverletzungen, widerspricht den Erfahrungen und Analysen unserer Partner vor Ort und formuliert keinerlei Erwartungen an die Bergbaukonzerne. Damit reduziert EnBW deren Handlungsdruck, statt ihn zu erhöhen. Von der Landesregierung von Baden-Württemberg als Anteilseigner erwarten wir, dass sie ihren Einfluss auf die Unternehmenspolitik geltend macht und einen konkreten Aktionsplan seitens der Zulieferer aus Kolumbien einfordert.