Vor Sonnenaufgang wollten wir früh auf den Burro-Borro-Fluss. Doch dieser führt zu wenig Wasser, so dass wir uns wieder zu Fuß in den Wald aufmachen. Mit langen Hosen, langen Ärmel und Hut auf dem Kopf, zum Schutz vor Moskitos und der Sonne.
John David ist diesmal unser junger Führer. Plötzlich bedeutet er uns leise zu sein: Im Unterholz ist der Rotschwingen Grundkuckuck (Rufous-Winged Ground-Cuckoo) auf der Jagd nach Insekten. Luke ist voll aus dem Häuschen: den Heilige Gral der Vogelwelt nennt er diese Sichtung, damit wir wirklich auch verstehen, worum es hier geht. Dieser braune Vogel mit dem großen Schwanz ist sehr scheu, es gibt Vogelbeobachter, die nur wegen dieses Tieres nach Guyana kommen. Und wir Glücklichen können ihn direkt neben dem Weg im Gebüsch und für fast eine Stunde ins Visier nehmen.
Beim Weitergehen fliegt plötzlich etwas vor uns auf, ein graues Steißhuhn (Grey Tinamous), das sich gleich wieder im Wald versteckt. 80 Meter weiter dann: Rascheln, Kratzen, Flügelschlagen. John ist schnell im Wald und entdeckt am Boden just dieses Huhn am Boden liegend. Es ist schwer verletzt und verstirbt dann gänzlich. Offenbar haben wir einen Raubvogel bei der Jagd gestört. Wir wandern weiter, verstecken aber eine Kamera in der Nähe – vielleicht kehrt der Jäger bald zu seiner Beute zurück? Und tatsächlich: Beim Abholen der Kamera entdecken wir einen jungen Graubauchhabicht (Grey-bellied Goshawk), der das Huhn kurz zuvor wieder in seinen Fängen gehabt hat. Wermutstropfen: Die Kamera hat das Geschehen nicht eingefangen.
Wir überqueren eine Brücke über einem kleinen, tiefen Flusstal, das gänzlich ohne Wasser ist. So trocken es jetzt ist, aber in der Regenzeit wird dieser Fluss voll sein und noch Teile des Waldes überschwemmen. John holt uns eine fingerlangen Wels (Catfish) aus dem trockenen Fluss, übergießt ihn mit Wasser, auf dass er bald wieder aktiv wird. Zack, bewegt er sich blitzschnell und springt wieder die Brücke hinunter, um sich dort in den Schlamm einzugraben.